Lehramt studieren – der Bedarf steigt
Das Interesse am Beruf des Lehrers ist sehr groß und in den nächsten Jahren wird der Bedarf an jungen und guten Lehrkräften weiter steigen, sollten die Länder nicht noch mehr im Bereich der Bildung sparen. Die Ausbildung zum Lehrer ist in den Bundesländern sehr unterschiedlich und auch an den einzelnen Hochschulen gibt es Unterschiede. So kann man beim Lehramt studieren z.B. seinen Bachelor machen und dann in einem Schulbuchverlag arbeiten. Absolviert man noch den Master, dann kann man an einer Schule arbeiten. Gewählt werden kann dabei zwischen dem Lehramt für Gymnasien, Realschulen oder Grund- und Hauptschulen. Dabei bieten nicht immer alle Hochschulen alle möglichen Kombinationen der Fächer an.
Es gilt also ein wenig zu Suchen, wo welche Fächer studiert werden können, sodass mit dem Lehramt studieren nicht selten ein gravierender Wohnortwechsel verbunden ist. Grundsätzlich ist für das Lehramt studieren ein Abitur erforderlich, wobei es auch Möglichkeiten für Quereinsteiger gibt. Des Weiteren gibt es an einigen Hochschulen lokale Zugangsbeschränkungen. Ein Weiterer Meilenstein der auf dem Weg zur Lehrkraft genommen werden muss, ist das zweijährige Referendariat. Dies wird nach dem Abschluss Master of Education oder das erste Staatsexamen an einer Schule absolviert. In dieser Zeit wird man dann vom jeweiligen Bundesland bezahlt.
Mit Verlaub, aber bei dieser Darstellung bleiben zahlreiche Faktoren außen vor, die im Vorfeld der Studienwahl oder bei der Entscheidung für oder wider den Master wohlweislich mit bedacht sein sollten:
Nicht die Zahl der benötigten (etwa zur aktuellen Schülerzahl passenden) Lehrerzahl entscheidet darüber, wie viele Lehrer eine Stelle finden, sondern die von der Landesregierung für die jeweilige Schulform freigegebenen Gelder. Und dabei handelt es sich um eine politische Verfügungsmasse, die am allerwenigsten von pädagogischen Erwägungen abhängt.
Worüber viel zu selten gesprochen wird, ist der Umstand, dass Lehrer an heutigen Schulen zahlreichen belastenden Faktoren ausgesetzt sind. Denen stehen wenige entlastende Größen gegenüber, weil die Kultusministerien wenig Interesse an einer solchen Entlastung haben: Schulen gehören noch zu den behördlichen Außenstellen, die Amts wegen regelrecht autokratisch geführt werden. Das KM verordnet, und Widerrede wird nicht geduldet. Äußerer Druck und wenig Handlungsspielraum – das bildet eine für die Arbeitszufriedenheit fatale Mischung. Insofern sind im Schuldienst Frühverrentung und innere Kündigung durchaus Themen von Bedeutung.
Weiterhin: Das Lehramtsstudium weist anteilig zu wenig praktische pädagogische und didaktische Anteile auf, wiewohl es auf die im Berufsalltag entscheidend ankommt. Das Referendariat ist von Unterwerfungsrituale durchzogen, die bei manchem Kandidaten durchaus Verhärtungen im Gemüt hinterlassen. An den meisten Schulen hat der einzelne Lehrer keinen eigenen Arbeits- und Rückzugsraum, sondern er bereitet im lauten und unruhigen Lehrerzimmer seinen Unterricht vor, telefoniert, bespricht sich und denkt dort mehr schlecht als recht nach. Was generell zu wenig Berücksichtigung erfährt, ist der Umstand, dass die Arbeit mit Menschen – und namentlich die mit Kindern – viel innere Kraft kostet. Wer nicht gründlich Psychohygiene betreibt, gut auf seine Work-Life-Balance achtet, etwa regelmäßig Supervisionen aufsucht oder Gelegenheit zum Austausch mit KollegInnen hat (Intervision), der könnte sich durch seine Aufgaben bald stark erschöpft fühlen.
Es macht also Sinn, sich sehr gründlich mit der Frage zu beschäftigen, worauf das Interesse an diesem Fach gründet und welche Realität sich hinter den eigenen Vorstellungen vom Beruf und seinen Klischees verbirgt. Wie das geht? Die Methode der Wahl ist vermutlich die, sich mit möglichst vielen Berufspraktikern zu unterhalten und das Gehörte gründlich zu durchleuchten. Wichtig ist das Gespräch auch mit solchen Lehrern, die den Berufs aufgegeben oder nach einer ersten anderweitigen Berufsausbildung quer eingestiegen sind.
Vielen dank für diesen Beitrag! Hat mir sehr weitergeholfen. Lg. Frauke
Ich finde das ist eine sehr gut beschriebene Sache. Danke für den interessanten Artikel. Und den Weihnachtstipp. Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg mit Deinem Blog und Deinen wirklich guten Berichten.