Interview zum Staatsballett Berlin

Für unser Interview zum Staatsballett Berlin konnten wir Henriette Köpke gewinnen. Sie ist ehemalige Studentin und Projektleiterin des Education Programms am Staatsballett Berlin und erzählt uns einiges zu ihrer Arbeit und den Besuch eines Balletts.

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Vivian von uni-blog.info:

Henriette, lieben Dank, dass du dich für ein Interview bereit erklärt hast. Wir wollen heute über das Staatsballett Berlin sprechen, von dem du ein großer Fan bist. Vielleicht bekommen dann auch andere Studenten Lust ins Ballett zu gehen. Soviel können wir vorweg verraten, wer das nicht tut, verpasst einiges 😉

Erzähle uns doch als erstes kurz wer du bist und was du machst.

Henriette:

Ich bin seit 3 Jahren für das Education-Programm des Staatsballetts Berlin „Tanz ist KLASSE!“ tätig. Der Verein hat es sich zum Ziel gesetzt, Kindern jeder sozialen und kulturellen Herkunft die Kunstform Tanz und Ballett nahezubringen. Eine wichtige, richtige Aufgabe wie ich finde. Drei Tanzpädagoginnen und ein Tanzpädagoge tanzen mit den Kindern und Jugendlichen, bereiten Aufführungsbesuche vor und leiten Workshops, ich koordiniere alle Termine, Kurse und Kooperationen mit Schulen und Kitas. Nebenbei studiere ich Kultur- und Medienwissenschaften an der Humboldt-Universität Berlin. Ich bin jedoch gerade in den letzten Zügen meiner Bachelorarbeit, so dass ich mich bald voll und ganz dem Beruf widmen kann.

Vivian von uni-blog.info:

Dein Beruf klingt super interessant! Die Kombination aus Kultur und Arbeit mit Kindern macht bestimmt viel Spaß. Hast du dich schon immer für Ballett interessiert? Tanzt du vielleicht sogar selbst Ballett?

Henriette:

Das Ballett war und ist schon immer eine große Leidenschaft von mir. Mit 5 Jahren habe ich angefangen, Ballettunterricht zu nehmen, mit großem Spaß aber bei Weitem nicht soviel Talent, dass es für eine Profikarriere gereicht hätte. Mit Anfang 20 habe ich eine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau begonnen und aufgehört zu tanzen, da ich es zeitlich nicht mehr geschafft habe, mehrmals die Woche zum Training zu gehen. Doch als Besucher habe ich nie aufgehört, mir Ballettvorstellungen anzusehen.

Vivian von uni-blog.info:

Was gefällt dir am Staatsballett Berlin so gut?

IMG_3578_300Henriette:

Am Staatsballett Berlin gefällt mir zunächst das unglaublich hohe Niveau, das jeder Tänzer mitbringt, ob Erster Solist oder Gruppentänzer. Dieses Niveau erkennt man als Zuschauer nicht nur in den klassischen Produktionen wie „Schwanensee“, „Der Nussknacker“ oder „Giselle“, sondern insbesondere auch in den anspruchsvollen modernen Produktionen wie „Duato/Kylián“, „Vielfältigkeit. Formen von Stille und Leere“ oder dem bald Premiere feiernden „Herrumbre“. In jeder Vorstellung Tanzgenuss in höchster Perfektion zu erleben, das macht mir als Zuschauer so viel Spaß an Vorstellungsbesuchen des Staatsballetts. Bezogen auf meine Arbeit gefällt mir, jeden Tag so viele Kinder und Jugendliche glücklich machen zu können. Das Staatsballett Berlin zu besuchen und einen Blick hinter die Kulissen werfen zu können ist immer wieder etwas ganz besonderes für die Kinder – wir können ihnen dies ermöglich und bei dem ein oder anderen sogar bisher unerkannte Vorlieben für das Tanzen wecken.

Vivian von uni-blog.info:

Studenten haben immer wenig Geld und ins Ballett gehen ist ja ziemlich teuer, oder? Wie machst du das als Berufsanfängerin bzw. wie hast du das als Studentin gemacht? Kannst du Studenten, die gerne das Staatsballett Berlin besuchen möchten einen Tipp geben?

Henriette:

Studenten erhalten an den Abendkassen stark rabattierte Preise, und zwar auf den zu diesem Zeitpunkt besten verfügbaren Plätzen. So kann man schon mal eine Vorstellung für 13 Euro aus der zweiten Reihe aus genießen. Gerade in Berlin gibt es also auch für geringfügig Verdienende viele Möglichkeiten, kulturelle Veranstaltungen zu besuchen. Außerdem kann ich auch den Freundeskreis des Staatsballetts empfehlen, denn schon für 10 Euro pro Monat erhält man die Möglichkeit, neben Künstlergesprächen und anderen Veranstaltungen regelmäßig an Trainings und Bühnenprobenbesuchen teilzunehmen. Für Ballettinteressierte ist es eine tolle Möglichkeit, Einblicke in Entstehungsprozesse großer Produktionen und den Alltag beim Staatsballett zu erhalten.

Vivian von uni-blog.info:

Ok, das klingt, als könnte sich jeder Student einen Besuch im Staatsballett leisten. Ein Besuch im Kino ist mindestens genau so teuer. Was war das letzte Stück, dass du gesehen hast?

Henriette:

Das letzte Stück, das ich besucht habe, war ein neuer Dreiteiler des Staatsballetts Berlin, dessen Titel die drei beteiligten Choreographen beinhaltet: „Duato/Kylián/Naharin“. Dieser Dreiteiler ist kurzweilig, anspruchsvoll und zeigt die verschiedenen Facetten, die das Staatsballett umfasst – auch für Ballettnovizen geeignet. Zu unserem Verein gehört auch ein Kinder- und Jugendballett, das mit eigenen Produktionen durch Berlin und Brandenburg tourt, aktuell mit dem Märchenspiel „Hänsel & Gretel“. Diese wunderschöne Kinderproduktion begleitet mich somit durch den Winter!

Vivian von uni-blog.info:

Was würdest du anderen Studenten raten, die gerne einmal ins Ballett gehen wollen aber gar nicht genau wissen, ob das etwas für sie ist?

Henriette:

Manchmal ist es gar nicht so schlecht, ein weniger populäres oder neues Stück zu besuchen, auch wenn diese teilweise keine klare Handlung haben. Diese Produktionen zeigen auch Ballettneulingen auf, was Ballett alles umfasst, neben Spitzenschuh und Tutu, und können auf diese Weise auch Vorurteile abbauen. Gerade der schon erwähnte Dreiteiler „Duato/Kylián/Naharin“ ist für Jedermann geeignet! Natürlich kann man auch ein klassisches Handlungsballett besuchen, da man sich an der Handlung „festhalten“ kann, am Besten einen Klassiker. Wer mitreden will, sollte zum Beispiel „Schwanensee“ mindestens einmal in seinem Leben gesehen haben.

Vivian von uni-blog.info:

Und zu guter letzt würde ich noch gerne von dir wissen, ob du schon mal ein witziges, emotionales oder einfach nur total schönes Erlebnis im Staatsballett Berlin hattest.

Henriette:

Witzig sind die Reaktionen der Kinder, vor allem der Jungen, auf die männlichen Balletttänzer der Compagnie. Wer hätte gedacht, dass Balletttänzer oft mehr Muskeln besitzen als jeder Fußballspieler? Das führt immer wieder zu Bewunderung und Anerkennung der Kinder!

Außerdem berührt es mich immer wieder zu sehen, welche Entwicklung die Kinder durch den Tanz erleben. Wir arbeiten teilweise über Jahre mit Schulen und Schulklassen, bei denen das Erarbeitete regelmäßig zur Aufführung gebracht wird. Anfangs schüchterne Kinder oder vielleicht sogar „Außenseiter“ in ihrer Klasse können sich durch den Tanz eine ganz andere Stellung innerhalb der Gruppe „ertanzen“, finden ihren Platz in der Gruppe und leisten Großartiges auf der Bühne. Das ist wunderschön mitanzusehen.

Vivian von uni-blog.info:

Liebe Henriette, vielen Dank für das Interview mit dir. Ich hoffe, einige Studenten haben jetzt Lust bekommen ins Ballett zu gehen.

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