Lerngruppe 2.0

Als ich im September letzten Jahres mein Studium begann, hab ich mir das erste Semester eigentlich anders vorgestellt, um nicht zu sagen leichter. Nach meiner Ausbildung zum Fachinformatiker wollte ich unbedingt weitermachen und bewarb mich für einen Studienplatz im Studiengang Wirtschaftsinformatik (B.Sc). Nun studiere ich schon bald im zweiten Semester an der FH Dortmund. Wie war das erste Semester für mich?

Man muss wieder lernen zu lernen

Nach dem Fachabitur hab ich eigentlich ca. 3 Jahre nicht mehr richtig für irgendwas gelernt. Die Berufsschule verlangt auch nicht unbedingt alles von einem ab. Die ersten Vorlesungen denkt man sich noch, dass der Stoff ja erstmal relativ einfach ist. Ein paar Wochen später sieht die Sache schon anders aus. Man bekommt die ersten Schwierigkeiten mit dem Erlernen des Stoffs. Zum Glück gibt es hilfreiche Kommilitonen, die einem auch mal helfen können. Besonders in „Analysis 1“ kriegt man das kaum alleine hin. Trotzdem ist es von Nöten, dass man wieder versuchen muss strukturiert zu lernen. Ich habe dabei Mindmaps und Karteikarten benutzt. Besonders während der Prüfungsvorbereitung habe ich mit Karteikarten gute Erfahrungen gemacht. Man prägt sich den Stoff einfach besser ein. Vorher habe ich alles Zusammengefasst und teilweise in Mindmaps übertragen.

Trotzdem geht nichts über eine gute Lerngruppe. Die Vorteile von Lerngruppen liegen auf der Hand:

  • Man muss anderen den Stoff mit eigenen Worten erklären (=hoher Lerneffekt)
  • Man bekommt den Stoff von anderen Studenten erklärt, das versteht man meistens besser als in den Vorlesungen
  • Viele Augen sehen mehr als zwei. So schafft man einen guten Überblick über das Thema
  • Durch verschiedene Meinungen wird der Stoff diskutiert und so verdichtet
  • Man fühlt sich nicht alleine gelassen mit dem Stoff

Einem erfolgreichen Studienverlauf mit Hilfe von Lerngruppen steht also nichts im Wege. Leider ist das nicht immer so einfach, alle Beteiligten an einem Ort zu versammeln. Sei es, weil sie in einer anderen Stadt wohnen, oder weil es zeitlich nicht passt. Ohne jetzt für Google Wave Werbung machen zu wollen, will ich euch zeigen, dass mit Hilfe des neuen Tools von Google Lerngruppen auch anders organisiert werden können.

Lerngruppen mit Hilfe von Google Wave

Wer Google Wave noch nicht kennt. Das ist ein neues webbasiertes Tool zur Kommunikation und Zusammenarbeit in Echtzeit. Die Kommunikation findet dabei in so genannten Waves statt. In diesen Waves kann man mit Texten und anderen Medien kommunizieren. Man kann andere Teilnehmer zu diesen Waves einladen und dann gemeinsam und kollaborativ (gleichzeitig) an den Texten un Medien arbeiten. So sieht man z.B. in Echtzeit wer gerade etwas schreibt bzw. bearbeitet.  Sieht dann in etwa so aus:

Durch den Echtzeitfaktor unterscheidet sich das natürlich erheblich von einem Forum oder ähnlichen. Man kann jetzt, so als wäre man zusammen an einem Ort, gemeinsam an Aufgaben arbeiten. Durch Plugins bzw. Extensions lassen sich sogar Mathematische Formeln einfügen und bearbeiten (Watexy). Besonders in der Phase der Prüfungsvorbereitung haben wir gute Erfahrungen damit gemacht. So kann man zuhause arbeiten und trotzdem die Vorteile einer Lerngruppe nutzen. Man kann zeitunabhängig, wie in einem Forum kommunizieren und auch in Echtzeit, wie in einem Chat. Zusätzlich kann man z.B. dynamische Google Maps Karten integrieren. Videos und Bilder lassen sich sehr komfortabel einbinden. Auch kann man sich jetzt schriftlich in Wort fallen ;-).

Ich habe das Gefühl, dass Google Wave in anderen Einsatzbereichen noch nicht so den Anklang gefunden hat. Aber zum Lernen in Gruppen lässt es sich hervorragend nutzen. Im Moment ist es noch eine geschlossene Preview und man kommt nur durch eine Einladung in den Genuss. Wer Interesse hat, kann sich bei mir melden. Wer sich weiter informieren will, kann sich zum Beispiel dieses Video ansehen.

Man sollte aber beachten, dass zu viele Teilnehmer sich eher kontraproduktiv auswirken. Das gilt natürlich sowieso für Lerngruppen. Hinzukommt, dass viele Teilnehmer eine Wave verlangsamen. Es wird dann deutlich instabil. Optimal sind nach meiner Erfahrung so ca. 4-9 Teilnehmer. Mal abwarten, wie sich das Tool weiterentwickeln wird. Das Potenzial ist da. Ich persönlich kann es allen Studenten empfehlen.

Wir leben im Web 2.0 und müssen dann natürlich auch Lerngruppen 2.0 haben…


4 Kommentare

  1. gpm sagt:

    Ich würde mich sehr über eine Einladung zu GWave freuen. Man soll sich dazu bei dir melden…

  2. Leon sagt:

    Habe dir soeben eine geschickt.

  3. gpm sagt:

    Vielen lieben Dank.

  4. Martin sagt:

    Hallo Leon! Gibt es denn inzwischen einen Ersatz für Google Wave? Was würdest du empfehlen? Also für eine Online-Lerngruppe? Viele Grüße, Martin

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